Bei
den Familien-Nachforschungen zu dieser Webseite wurden bisher
folgende Namensvarianten des Familiennames Rittmeyer erfaßt
(alphabetisch sortiert ohne Wertung nach Häufigkeit):
"...Rethmeier,
Reitemeyer, Reitmeier, Reitmeyer, Reitemeier, Retmaier, Retmeier,
Retmeyer, Rettmaier, Rettmeier, Rettmeir, Ridmaier, Ridmeyer, Ridtmair,
Riedmaier, Riedmair, Riedmajer, Riedmayer, Riedmayr, Riedmeier,
Riedmeyer, Riedmeyr, Riedtmaier, Riedtmair, Riedtmayer, Riedtmayr,
Riedtmaier, Riedtmeyer, Riethmair, Riethmayer, Riethmayr, Riethmeyer,
Rietmaier, Rietmair,
Rietmajer, Rietmayer, Rietmayr, Rietmeier, Rietmeyer, Rietmeyr,
Riettmaier, Riettmair, Riettmayer, Riettmeyer, Rithmaier, Rithmayer,
Rithmeier, Rithmeyer, Ritmeyer, Ritmeier, Rittmaier, Rittmair,
Rittmayer, Rittmayr, Rittmeier, Rittmeir und Rittmeyer...."
In allen Fällen handelt es sich um ein Komposita mit dem
Grundwort „Meier“ bzw. Varianten wie Meyer, Maier,
Mayer und Mayr.
Als
Ursprung des Familiennamens Rittmeier oder Rittmeyer werden
Familiennamen wie Riedmayer,
Riedmeier, Rietmeyer
und Riethmayer
sowie auch Rittmeister
genannt. Vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse dürfte
die Version Riedmayer, Riedmeier, Rietmeyer und Riethmayer die
wahrscheinlichere
Version sein, da bisher nicht ein Fall bekannt ist, wo sich der
Familienname Rittmeier oder Rittmeyer aus dem Familiennamen Rittmeister
entwickelt hat. Für die Version Riedmayer, Riedmeier, Rietmeyer und Riethmayer gibt es zumindestens Nachweise
aus Regionen / Orten wie Wingerode und Steinbach (Eichsfeld in
Thüringen), Memmingen (Bayern), Lüchow (Niedersachsen)
und Beckum (NRW), wo diese
Namensveränderungen erkannt wurden.
Der Familienname RITTMEYER und seine Varianten ist ein typisches
Beispiel dafür, dass der Familienname nicht nur einen
regionalen Ursprung hatte, sondern sich weitgehend zeitgleich in vielen
Regionen gebildet hatte. Aus der DNA-Forschung ist zwischenzeitlich
gesichert bekannt, dass es mindestens 4 voneinander völlig
unabhängige Abstammungen gibt, die Varianten des
Familiennamens RITTMEYER tragen. Es liegen zwischenzeitlich
Erkenntnisse über mindestens 4 Haplogruppen von Probanden vor, die
schwerpunktmäßig aus dem Eichsfeld (I-M170),
Niedersachsen (nicht Eichsfeld) und Nordrhein-Westfalen (R-M269), Bayern (I-M253) sowie
Ostpreußen und Litauen (R-M198)
stammen. Verwandtschaften zwischen Probanden unterschiedlicher Haplogruppen
können grundsätzlich ausgeschlossen werden.
Für den norddeutschen Raum mit Schwerpunkt Niedersachsen gibt
es eine umfangreiche Studie zu dem Familiennamen
„Meyer“ von dem Stadtarchivrat Dr. Rudolf Zoder
(Hildesheim), in der auch die soziologische Struktur der
bodenständigen Bevölkerung im Mittelalter beschrieben
wird. Danach haben sich Familiennamen erstmals im 13. und 14.
Jahrhundert gebildet. Die eigentliche Aufzeichnung von
Familiennamen in Registern setzte jedoch erst im 15. und 16.
Jahrhundert ein. Familiennamen wurden im Allgemeinen dem
Namensträger von seiner Umgebung nicht auf dem Lande, sondern
erst in den Städten gegeben bzw. die Zusätze nach
seiner Herkunft zum Namen „Meyer“ ergänzt.
Die Namensbildung von Meiernamen lassen sich in 5 Gruppen einteilen,
wobei gem. Studie der Familiennamen „RITTMEIER“
nach der örtlichen
Lage der Villikation oder der Lathufe bzw. der Bodenbeschaffenheit
gebildet wurde:
„…R I T T M E I E R:
Hinrick Rethmeiger (B Hi) 1530 SR; Thomas Reithmeiger (do) 1552 SR =
Thomas Rethmeiger (do) 1558 ib. = Thomas Reithmeiger (do) 1560 KR =
Thomas Reethmeiger (do) 1561 KR = Thomas Reitmeier (do) 1563 Akten
89/226 = Thomas Reidtmeier (do) 1563 ibid. ; Herman Reitmeiger (B
Gericht Hardegsen) 1585 B Ca 39; Wilhelm Reitmeiger (do) 1585 ibid. 41;
Paul Rettmeyer, Henrich Rettmeyers Sohn (B Go) 1653 BbGo 2,11; Wolf
Christoph Reitmeyer aus Weinsbach in Oberösterreich (BGo) 1656
BbGo 2,17 = rel. Wulff Christoph Rittmeiers (do) 1658 ib.2,20; Hans
Rittmeyer (B Hi) 1665 SR; Bestian Ritmeyer (B Br) 1671 BGBr52; Heinrich
Rittmeyer (do) 1682 SGBr 110. — Zu diesem FN. sind mit voller
Absicht mehr Belege gegeben worden, um das Schwanken anzudeuten, mit
dem uns die Namen überliefert sind. Obwohl der Gedanke an
berittenen Kriegsdienst nicht fern liegt und aus Kroppenstedt bei
Halberstadt (s.u.) derartige Verhältnisse tatsächlich
bezeugt sind, möchte ich als Norm für Niedersachsen
doch annehmen, daß hier das Wort ret = Ried, Sumpf dem FN.
zugrunde liegt. Es ist in Fln. vorhanden: z.B. die in der Odermarsch
vor Hameln gelegene Reitbreide 1460 UbHm 2, 356 = Rethbrede ibid. Anm.
= up dem Reethkampe ca.1470/80 ib.2, 444 S.276. Es ist nicht einmal
notwendig anzunehmen, daß die Eitelkeit der
Namensträger von sich aus die Diphthongierung des e zu ei
gefördert hätte, um aus dem Ried, dem Sumpfgrund oder
Moorboden den Reiter oder gar den Ritter zu machen, denn das mnd ret
kommt auch in der Form reit vor. —In Kroppenstedt, einem
Ackerbürgerstädtchen bei Halberstadt, bestanden eine
Reihe von sog. „Reithufen", die an Bauern ausgegeben wurden
und diese damit zum Reiterdienst verpflichteten. Diese Dienste sind von
1371 bis 1727 geleistet worden. Vgl. Ernst Becker, Die Kroppenstedter
Reithufen. Eine rechtsgesch. Untersuchung. — Berlin 1941 =
Beiträge z. Bauern- und Bodenrecht Bd.14...." (Quelle: Niedersächsisches
Jahrbuch des Historischen Vereins für Niedersachsen, Band 23,
1951 sowie Bedeutung Abkürzungen).
Unterschiedliche Namensvarianten an einem Ort traten besonders
gravierend in Memmingen auf. In Memmingen wurde
erstmals 1566 die Heirat eines aus Aichstetten bei Leutkirch in
Württemberg stammenden Oswald Rietmair erkannt. Diese
Namensvariante entwickelte sich bei dessen Nachfahren über
Jahrhunderte u.a. zu Namensvarianten wie Ridtmair, Riedmaier, Riedmair,
Riedmajer, Riedmayer, Riedmayr, Riedmeier, Riedmeyer, Riedmeyr,
Riedtmaier, Riedtmair, Riedtmayer, Riedtmayr, Riedtmaier, Riethmair,
Riethmayr, Riethmeyer, Rietmaier, Rietmair, Rietmajer, Rietmayer,
Rietmayr, Rietmeier, Rietmeyer, Riettmaier, Riettmair, Riettmayer,
Rithmaier, Rithmayer, Rithmeyer, Rittmaier, Rittmayr, und Rittmeier, um
sich dann schließlich in die noch heute verbliebenen
Namensvarianten Riethmayer, Rittmayer und Rittmeyer zu
verändern.
Nachfahren mit der Namensvariante Riethmayer und Rittmayer sind
schwerpunktmäßig in der Region Memmingen geblieben,
während sich die Nachfahren mit der Namensvariante Rittmeyer
über Lindau am Bodensee in der Schweiz (z.B. St. Gallen) und
England (z.B. Großraum London) niedergelassen haben. Der
erste
Eintrag mit dem Nachnamen RITTMEYER
konnte erst am 6.5.1811 anlässlich der Geburt von Elisa Regina
Rittmeyer in LINDAU und RITTMAYER
sogar erst am 20.4.1862 anlässlich der Geburt von Georg
Rittmayer in MEMMINGEN festgestellt werden.
Eine Logik für diese Namensveränderungen ist
schlichtweg
nicht erkennbar. Häufig wird als Grund hierfür
genannt, dass
die Namensträger früher häufig weder
schreiben noch
lesen konnten. Dagegen spricht jedoch, dass die
Kirchenbuchführer
sehr wohl schreiben und lesen konnten. Und im vorliegenden Beispiel
erfolgten über Jahrhunderte die Kirchenbucheintragungen
ausschließlich in einer Kirche, der Kirche St. Martin in Memmingen.
Hieraus könnte man auch die Schlussfolgerung ziehen, dass beim
Nachnamen bewusst variiert wurde, um zwischen den einzelnen Linien und Zweigen der Familien
unterscheiden
zu können, da im Regelfall in Memmingen alle
männlichen
Nachfahren nur einen Vornamen wie Sebastian, Johann oder Oswald trugen
und daher nur durch Variieren des Nachnamens Unterscheidungen zwischen
der Vielzahl von Linien möglich waren.
Hieraus können für beide Herkunftsversionen der
Varianten des Familiennamens RITTMEYER folgende Schlussfolgerungen und
Bewertungen gezogen werden:
Version 1:
Familiennamen wie Riedmayer,
Riedmeier,
Rietmeyer oder Riethmayer
stellen eine Kombination aus dem Landschaftsmerkmal „Ried“ und
dem Berufsstand „Meier“
dar. Mit Ried
oder auch Riet wird der oberirdische Bewuchs Ried
(Kleinröhricht) von Moorgebieten und Sümpfen
bezeichnet. Ferner kann es sich bei dem Wort Ried um Flurnamen
für Rodungsgebiete
handeln. Besonders häufig kommt der Name Ried in
Ortsbezeichnungen in Bayern und Baden-Württemberg sowie in
Österreich und in der Schweiz
vor.
Der
Familienname Meier
sowie Varianten wie Meyer, Maier, Mayer und Mayr kommen vom
lateinischen „Major“
und bezeichnen ursprünglich einen Amtsträger des
adligen oder geistlichen Grundherrn zur Verwaltung des
Grundbesitzes, ab dem späteren Mittelalter auch einen Pächter
oder selbständigen
Bauern. Der Meier betrieb für den Grundherrn
selbst einen Bauernhof, den Fronhof,
beaufsichtigte die Hörigen (villici), welche die dem Fronhof
unterstellten Hufen (oder Huben) bewirtschafteten, zog von ihnen die
Abgaben für den Grundherrn ein und übte in der Regel
als Träger der grundherrlichen Gerichtsbarkeit auch das
Hofrecht (Frondienst) aus. Die Meier waren ursprünglich selbst
Hörige; im Laufe des Mittelalters konnten sie oft zu
Ministerialen aufsteigen und versuchten ihr Meieramt zu einem
erblichen Lehen zu machen. Im Zuge dieser Entwicklung wurden die
Naturalabgaben von den Grundherrn häufig in eine feste,
jährliche Geldeinkunft umgewandelt, so dass der Meier oft vom Gutsverwalter zum Pächter
wurde. Das Gut hieß dann Meierhof
oder Meiergut (Kolonat). Aus dieser bäuerlichen Berufs- und
Stellungsbezeichnung bildete sich der häufig anzutreffende
Familienname Meier
mit seinen orthografischen Varianten.
Hieraus
kann gefolgert werden, dass die Vorfahren der Rittmeiers /
Rittmeyers Gutsverwalter
waren, die ihre Meierhöfe
im Ried
hatten und in deren Entwicklung zu selbständigen
Bauern wurden.
Version 2:
Der Familienname Rittmeister
stellt eine Berufsbezeichnung dar und ist eine historische
Dienstgradbezeichnung für Offiziere
der Kavallerie
in Deutschland und in Österreich. Der Dienstgrad entsprach dem
eines Hauptmanns.
Die These,
dass sich möglicherweise in einigen Fällen
der Name Rittmeister durch Streichung der Buchstaben „st“ zu
Rittmeier verändert haben könnte, wird bisher nach
Auswertung von ca. 5.000 Personen mit Varianten des Familiennamens
Rittmeier oder
Rittmeyer nicht bestätigt. Es ist nicht ein Fall bekannt, wo
sich der Familienname Rittmeier oder Rittmeyer aus dem Familiennamen
Rittmeister entwickelt hat. In diesem Falle wäre die
Entwicklung des Namens auch umgekehrt. Namensvarianten wie Rittmeyer,
Rittmayer und Rittmaier hätten sich frühestens im
späten Mittelalter aus dem Familiennamen Rittmeister
über Rittmeier entwickeln können, was aber
tatsächlich umgekehrt der Fall war. Die Schreibweisen
Rittmeier, Rittmeyer, Rittmayer oder Rittmaier waren im Regelfall eine
Frage der regionalen Herkunft und traten bereits seit mindestens dem
17. Jh. in vielen Regionen auf.
Gesamtbewertung:
Mit dieser Auswertung kann die Erkenntnis als
gesichert
angesehen werden, dass Nachnamen wie RITTMEYER, RITTMEIER, RITTMAYER
und RITTMAIER eine Fortentwicklung
aus den Wortstämmen des Landschaftsmerkmals „Ried“ und
des Berufsstandes „Meier“
sind. Eine Ableitung - wie häufig angenommen - von
„RITTMEISTER“ kann damit endgültig
ausgeschlossen
werden, da bei über 5.000 dokumentierten Personen nicht eine
Ableitung von Rittmeister erkannt wurde.
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